Toiletten unter der Erde, kalte Kamine und Schnee auf dem Turm: Wunderfinden im Neuen Rathaus


„Guck mal, ey, das Häuschen, das sieht ganz anders aus!“ E. zeigt mit dem Finger auf ein kleines Miniaturhaus am Rande der Modellbaulandschaft. In Handarbeit gebaut und immer aktuell gehalten sind die Gebäude und Straßenverläufe der Innenstadt Leipzig im 3. OG des Neuen Rathauses ausgestellt. Alle Häuser? Nein, sein Haus würde fehlen – hat ein aufmerksamer Bürger befunden und kurzer Hand in Eigenregie sein Haus in klein gebastelt und im Stadtplanungsamt eingereicht. Jetzt steht es maßstabsgetreu neben den einheitlichen Miniaturgebäuden des Modells – entgeht aber den scharfen Wunderfinder-Augen nicht.

Um das Stadtmodell scharen sich die Wunderfinder der Wilhelm-Wander-Schule und auch auf dem großen Stadtplan raten sie, welche Gebäude sie kennen und was da so los ist. Zuvor durften sie schon in der sachkundigen Begleitung von Petra Röhniß (Stadtplanungsamt) das große Treppenhaus mit den prunkvollen Tieren im Geländer und oben an der Decke sehen und den historischen Ratssaal mit seinen Gemälden, der goldglänzenden Kassettendecke und kalten Kaminen erforschen.

„Wann gehen wir endlich in die Katakomben?“ drängelt E. wieder. Er hat sich heute schon den ganzen Tag auf den Besuch in den Kasematten tief unter der Erde gefreut und mutmaßt, welche gruseligen Geschichten sich da unten abgespielt haben mögen. Als es dann endlich soweit ist, staunen die Kinder nicht schlecht: mitten in dem alten Gewölbe steht ein leuchtendes, nigelnagelneues Toilettenhäuschen. Und das ist nicht etwa für die im Verlies Schmachtenden, die es im Übrigen nie gegeben habe („Och schade, wie langweilig.“ findet E.) sondern für Heiratswillige und ihre Gäste, die sich seit Kurzem hier unten trauen lassen können. Mit schwarzen Waschbecken! Und pinker Seife! Viel schicker und strahlender als der eigentliche Trau-„Saal“…

Den Weg zurück hat sich ein einzelnes Kind vorsichtshalber mit Kugelschreiber auf seine Hand notiert. Gute Idee! So viele Gänge und Türen, das verwirrt, sieht doch alles so gleich aus. Aber es finden wieder alle glücklich ans Tageslicht und es ist noch genug Zeit, das mitgebrachte Vesper der PatInnen zu verzehren und sich mit Infomaterialien über die Stadt Leipzig einzudecken.

Vielen Dank an das Stadtplanungsamt und vor allem Frau Röhniß für ihre sachkundige, interessante und immer sehr freundliche Führung! Auch wenn der Turm aufgrund der Witterung leider für BesucherInnen gesperrt war, war es dennoch ein spannender und schöner Nachmittag für alle, herzlichen Dank!